Hans Joachim Breustedt

Hans Joachim Breustedt

Steinach in Thüringen, 16. 9. 1901
Vevey am Genfer See, 28. 9. 1984

Hans Joachim Breustedt ist ein Bauhaus-Maler. Der gebürtige Thüringer war Meisterschüler von Lyonel Feininger in Weimar und hielt sich zeitlebens an die Erkenntnisse der Bauhaus-Lehre. Schon als junger Maler entdeckte er in langen Aufenthalten Italien für sein Leben und seine Kunst. Die Liebe zur mediterranen Welt teilte er mit gleichgesinnten Künstlerfreunden, allen voran Werner Gilles.

Zum andern ist Breustedts Biografie wesentlich durch Ereignisse der Zeitgeschichte geprägt: als freischaffender Maler in Weimar lebend erhielt er Arbeitsverbot, durch Kriegseinwirkung ging sein Vorkriegswerk zugrunde, er verlor seine erste Frau. Nach dem Krieg gelangte er durch Freunde aus der Studienzeit nach Oberösterreich und wurde österreichischer Staatsbürger. Anfang der 50er Jahre heiratete er Margret Bilger und lebte, auch nach ihrem Tod 1971, in Taufkirchen an der Pram. Seit den 60er Jahren verbrachte er die Winter bei seiner Tochter aus erster Ehe in der Schweiz. Dort blieb er ab 1981 endgültig, dort starb er 1984. Breustedt, der nach dem Krieg Mitglied des Wiener Art Clubs und der oberösterreichischen Künstlergruppe MAERZ wurde, führte ein zurückgezogenes schöpferisches Leben. Wenige repräsentative Einzelausstellungen, so in der Neuen Galerie der Stadt Linz und in der Oberösterreichischen Landesgalerie, gewährten der Öffentlichkeit zu seinen Lebzeiten größeren Einblick in seine Arbeit. An der Bauhaus-Wanderausstellung in Europa und Amerika von 1969 bis 1971 war er beteiligt.

Zusammen mit Werner Gilles und seiner Frau Margret Bilger stellte er mehrfach bei Günther Franke in München aus. 1978 verlieh ihm der Österreichische Staat den Titel Professor. Hans Joachim Breustedt sah sich ausschließlich als Maler. Seine meist kleinen Formate bewegen sich zwischen andeutender, mehr oder weniger abstrahierender Gegenständlichkeit (Köpfe, Figuren, Stillleben, Landschaften) und abstrakten Arbeiten, die geometrische Elemente aufweisen und häufig einfach als Komposition bezeichnet sind. Das Gros der erhaltenen Werke datiert biografisch bedingt nach dem Krieg. Einzig eine Mappe mit Skizzen, Werknotizen, Aquarellen und Tusche-Zeichnungen aus der Vorkriegszeit und der Zeit als Soldat hat sich durch Zufall erhalten. Sie wurde im Zuge der Renovierung des Bilger-Hauses auf dem Dachboden gefunden. Einen wesentlichen Bestand aus dieser Mappe übergab Breustedts Tochter Marysia Breustedt dem oberösterreichischen Landesmuseum, das die Schenkung in einem Katalogbuch dokumentiert hat.

Hans Joachim Breustedt pflegte seine Bildideen meist mit Tusche und Pinsel auf kleinen Zetteln zu skizzieren. Erst in den 60er Jahren begann er, diese Skizzen zu monochromen Zeichnungen auszuformulieren. So entstand in seinem Alter ein besonderer Werkbereich, der stilistisch dem Tachismus und der ostasiatischen Tuschepinselzeichnung nahe steht.